Hundehaltung ist nicht nachhaltig
Hundehaltung ist nicht nachhaltig. Zugegeben, das ist jetzt etwas provokant formuliert. Aber kann Hundehaltung, die an und für sich schon ein kleines Paradoxon ist, nachhaltig sein?
Philosophieren wir mal etwas…
Was ich mit all denen, die das hier lesen, gemeinsam habe? Wir lieben Hunde! Es sind unsere besten Freunde, die von uns versorgt, versöhnt und vergöttert werden. Viele von uns werden auf die Frage nach dem Lieblingstier sicherlich mit „Hund“ antworten. Aber ist es nicht paradox, dass wir unseren Vierbeinern gleichzeitig viel mehr Rechte absprechen, als anderen Tieren? Fortpflanzungs- und Jagdtrieb werden von uns Menschen untergraben. Der Deal ist: Wir versorgen das Tier mit allem Überlebenswichtigem und im Gegenzug soll es sich uns unterordnen und unserem Menschsein anpassen.
Klar: Der Hund wird seit Jahrhunderten von uns Menschen für uns gezüchtet. Gewissermaßen ist er also auf das Zusammenleben mit uns „gepolt“. Dennoch, bedeutet das für ihn jeder Menge Grenzen: Der Hund soll sich mit Artgenossen und anderen Menschen vertragen, er soll seine Mahlzeiten dann einnehmen, wann wir es für richtig befinden. Er soll möglichst nicht jagen und uns gehorchen, er soll stubenrein sein und er soll alleine bleiben können. Ganz schön viele „solls“. Wir bieten ihm dafür ausreichend Fressen, ein warmes und gemütliches Zuhause, viele Streicheleinheiten, Spaziergänge, Spielen und Toben. Ist dieser Handel ein fairer Handel? Schwer zu beurteilen. Wenn wir unseren zufriedenen Hund schlafen sehen, glauben wir, dass es ihm an nichts fehlt. Aber ist das so, oder ist es das, was wir sehen wollen?
Der Haushund in freier Wildbahn?
Wie sich unsere Haushunde in der freien Wildbahn wohl durchschlagen würden? Nunja, es gibt viele Straßenhunde. Deren Schicksal ist nicht ausschließlich grausam, wie es manch Medienbericht darstellen mag. Es gibt sicher Hunde, die ein zufriedenes „Straßenleben“ führen. Vielleicht nicht mit allen Vorzügen des menschlichen Zusammenlebens, dafür in Freiheit. Sie können also auch ohne uns. Oder? Ernähren sie sich nicht doch von unseren Abfällen in den Mülleimern? Haben sie das Jagen wirklich verlernt?
Die Forschung scheint sich da nicht ganz einig zu sein. Während US-Verhaltensforscher konstatieren, dass sich die Intelligenz des Hundes durch das Zusammenleben mit dem Menschen über die Jahrhunderte zurück entwickelt hat und der Mensch durchaus eine entscheidende Rolle spielt, sieht Wissenschaftler Mark Bekhoff das anders. Er vertritt die Ansicht, dass der Hund, selbst wenn er seit jeher mit dem Menschen zusammenlebte, auch ohne den Zweibeiner gut zurecht kommen würde. Tatsächlich leben rund 75 Prozent aller Hunde NICHT fest mit dem Menschen zusammen. Ja, richtig gelesen. Wissenschaftler beobachteten zum Beispiel Straßenhunde in Indien, die kaum Anzeichen von Stress zeigten. Es gibt den glücklichen Straßenhund also durchaus.
Hunde sind vor allem eines: Meister der Anpassung. Will heißen: Der Hund kann gut mit dem Menschen, aber eben auch ohne ihn. Sicherlich ist es für einen Hund schöner Familienanschluss zu haben, als irgendwo zu leben, wo er nur schwerlich an Nahrung kommt und womöglich vom Menschen gar drangsaliert wird.
Ich will nicht behaupten, dass Hundehaltung purer Egoismus sei – aber uneigennützig ist sie nunmal auch nicht. Man möchte einen vierbeinigen Freund. Wir haben ein großes Glück, dass unsere Hunde diese Freundschaft auch so gern haben wie wir.
Hundefutter, Hundetüten und Hundezubehör
Aber nun sei dieses große Paradoxon mal dahin gestellt. Innerhalb des Hundehaltens selbst gibt es auch Konflikte und Widersprüche, jedenfalls, wenn man sich vorgenommen hat, möglichst nachhaltig zu leben.
Zunächst einmal wäre da die Ernährung. Wir halten ein Tier und füttern es wiederum mit anderen Tieren, um es halten zu können – die zwar i.d.R „nicht extra für das Hundefutter“ sterben müssen, eine gewisse Absurdität ist dem Ganzen aber schon anheim. Erst Recht, wenn man bedenkt, wie zum Großteil mit diesen anderen Tieren umgegangen wird. Während wir so manchen Hund wie Gott auf Erden behandeln, pferchen wir Schweine – auf Spaltenböden und in ihrem eigenen Kot stehend – zusammen, als wären sie keine Lebewesen. Klar, es gibt einige wenige Ausnahmen; Veganer*innen, die auch ihre Hunde vegan ernähren. Da ich selbst vegan lebe, weiß ich, wie sehr die Menschen drauf achten, dass dem Hund alle nötigen Nährstoffe zugeführt werden. Und es ist sicherlich sehr viel gesünder, als das billigste Dosenfutter zu verfüttern, deren Inhaltsstoffe wirklich bäh sind. Aber nichtsdestotrotz ist der Hund ein Allesfresser – in der freien Natur wäre er sicher kein Veganer. Was bleibt? Mein Kompromiss ist es – und ich weiß, dass ich hier mit meiner eigenen Ethik hadere und widersprüchlich bin – nur Wild zu füttern. Das ist aber leider sehr teuer.
Für mich, die kein Fleisch isst, bleibt das ein andauernder Konflikt.
Dann das ganze Lederzeug: Halsband und Leinen sind oft aus Leder gefertigt. Wir ummanteln unser Tier quasi mit anderem „toten Tier“. Gut, heutzutage gibt es zum Glück zahlreiche Alternativen, die ebenfalls eine gute Qualität haben. Dennoch boomt das Lederzeug nach wie vor.
Spielzeug: Oft ist es aus Plastik – wobei man darauf natürlich allein aufgrund der Gesundheit des Hundes möglichst drauf verzichten sollte. Denn, ob da Giftstoffe drin sind, wissen wir nicht. Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften für die Inhaltsstoffe für das Plastikspielzeug unserer Vierbeiner.
Und zu guter Letzt: Der Verbrauch zahlreicher Hundekotbeutel. Auch wenn es umweltfreundliche Alternativen gibt, gibt es noch nicht das Nonplus-Ultra, immer gibt es einen Haken, wie du hier nachlesen kannst.
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