Scheiße, immer diese Scheiße… Die wir aufsammeln müssen. Seit vielen Jahren machen wir das – mit den berühmten meist schwarzen kleinen Kotbeuteln. Aber ist das eigentlich noch zeitgemäß? Wir diskutieren über das Plastik am Supermarkt-Gemüse, verbieten Einweg-Strohhalme oder Besteck, aber die Beutelchen aus dem schlecht abbaubaren Kunststoff sind weiterhin im täglichen Einsatz. Und die Menge der pro Jahr verbrauchten Beutel ist nicht unerheblich.
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In Hamburg leben derzeit rund 107.387 Hunde. Wenn jeder Hund drei Beutel pro Tag verbraucht, ergibt das einen Verbrauch von über 117 Millionen Kotbeuteln im Jahr – und das allein in unserer Stadt! Das ist eine riesige Menge Müll. Zum Vergleich: Bundesweit werden jährlich etwa 500 Millionen Hundekotbeutel genutzt. Die Zahlen zeigen: Das Thema ist alles andere als nebensächlich.
Manchmal sieht man die vollen Kotbeutel achtlos im Gebüsch liegen – so geht jedweder Sinn der Sache verloren. Denn Kot, der normalerweise binnen zehn Tagen verrottet, braucht in diesem Plastiksäckchen Jahrhunderte. Wer also ohnehin nicht vorhatte, die Tüte mit den Hinterlassenschaften seines Hundes in den Müll zu werfen, kann es auch gleich sein lassen. Das ist auf alle Fälle deutlich umweltfreundlicher – nur blöd deinen Mitmenschen gegenüber. Wirst du bei dieser Nachlässigkeit erwischt, ist außerdem ein Bußgeld zu zahlen. So sieht es die Kotbeseitigungspflicht vor.
👩🏫 500 Millionen Kotbeutel werden insgesamt pro Jahr in Deutschland verbraucht.
Alternativen zur Plastiktüte
Schlaue Köpfchen haben sich bereits viele Gedanken über diese Problematik gemacht und es gibt einige Produkte aus „Biomaterial“, biologisch abbaubar. Aber macht das überhaupt Sinn? Denn: Volle Kotbeutel dürfen niemals in den Biomüll geworfen werden. Im Kot von Hunden könnten sich nämlich Parasiten befinden. Im Biomüll oder auf dem Kompost gelandet, besteht die Gefahr, dass diese sich vermehren und z.B. im Düngemittel landen, mit dem unsere Nahrung gedünkt wird. Öffentliche Mülleimer sind größtenteils ohnehin schlichte Restmülltonnen.
Neben den Tüten aus Biomaterial gibt es auch noch Varianten aus recyceltem Kunststoff.
Obwohl man keine der beiden Varianten in den Biomüll werfen darf, sind die umweltfreundlichen Alternativen dennoch sinnvoll. Plastik wird aus der knappen Ressource Erdöl hergestellt. Tüten, die nicht extra aus neuem Plastik hergestellt werden müssen, mindern dieses Problem also schon mal, oder?
Recycelter Kunststoff, Maisstärke oder Papier?
Leider ist keine der Alternativen zum herkömmlichen Kotbeutel „perfekt“. Alle Tüten haben den Nachteil, dass sie nicht recycelt werden können, da sie im Restmüll landen. Recycelter Kunststoff kann somit nicht nochmal recycelt werden, wie er es vielleicht bei einer anderen Art der Weiterverwertung könnte. Ausgangsbasis bleibt meistens Plastik, das weiterhin für die Erstverwertung extra produziert werden muss und oft mit langen Transportwegen verbunden ist. Bei der Verbrennung kommt es zusätzlich zum Ausstoß von CO2.
Bei Kotbeuteln aus nachwachsenden Rohstoffen muss man sehr genau hinschauen. Es gibt Beutel, die zwar zum Teil aus Biomaterial bestehen, aber eben nicht zu 100 % – und die dann leider doch Plastik enthalten. Die Produkte von Organic Dog Life sind beispielsweise zu 100 % plastikfrei und (theoretisch) kompostierbar. Der Hersteller achtet außerdem auf Ökostrom und wickelt den kompletten Zahlungsverkehr über eine sozial-ökologische Genossenschaftsbank ab. Allerdings: Die Produkte werden in China hergestellt.
Erfrage außerdem, woher die Rohstoffe gewonnen werden. Der Anbau von Mais kann unter Umständen Umweltschäden verursachen.
Bei Tütchen, die aus Papier hergestellt werden, ist es wichtig, dass diese aus Altpapier bestehen. Denn die Papierproduktion selbst ist kein umweltfreundlicher Prozess. Allerdings wird bei der Papierverbrennung kein zusätzliches CO2 freigesetzt. Jedoch landet auch diese Art von Kotbeutel im Restmüll und wird somit mit sämtlichen anderen (Kunst-)stoffen verbrannt.
Vergleichs-Tabelle
Art | Vorteile 🙂 | Nachteile 😕 |
---|---|---|
Konventionelle Tüte | Kostenlos | Plastik |
Tüte aus recyceltem Kunststoff (Hier kaufen) | Bereits verwertete Kunststoffe, keine langen Produktionsketten | Plastik muss für die Erstverwertung hergestellt werden, mit hoher CO2-Belastung verbunden, relativ günstig |
Tüte aus biologisch abbaubarem Material / kompostierbar (Hier kaufen) | Hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen | Nicht alle nachwachsenden Rohstoffe werden umweltfreundlich angebaut, wird oft aus fernen Gegenden importiert, Tüten oft nicht so günstig |
Tüte aus Altpapier (Hier kaufen) | Bereits verwertetes Papier, keine langen Produktionsketten | Papier muss für die Erstverwertung hergestellt werden, mit hoher CO2-Belastung verbunden, Tüten meistens teuer und tlw. unpraktisch |
Kostenfaktor der Kotbeutel
Wer mit seinem Hund nachhaltiger leben möchte, muss im Fall der Beutel-Alternativen leider auch mehr Geld ausgeben. Während die konventionellen Beutel in der Stadt Hamburg kostenlos sind, muss man für die nachhaltigere Variante bezahlen.
Produkt | Preis |
---|---|
Konventionelle Beutel der Stadt Hamburg | Kostenlos |
Konventionelle Beutel im Fachgeschäft | ca. 31 Cent pro Rolle (je 20 Tütchen) |
Beutel aus recyceltem Kunststoff | ca. 61 Cent pro Rolle (je 12 Tütchen) |
Beutel aus Biomaterial | ca. 27 Cent pro Rolle (je 15 Tütchen) |
Papierbeutel | 7,00 € für 25 Papiertüten |
Fazit zum Thema Kotbeutel
Ein 100 % umweltfreundliches Kotbeutelchen gibt es leider (noch) nicht. Irgendeinen Minuspunkt muss man immer in Kauf nehmen. Jede Alternative zum herkömmlichen Beutel ist jedoch schon ein Gewinn. Es zeigt sich, dass die besten Alternativen jene aus recyceltem Kunststoff (günstig, keine globale Produktion) sind sowie die Tüten aus Biomaterial. Bei beiden muss man jedoch ganz genau hinschauen, wie hoch der Anteil des verwendeten „guten“ Materials tatsächlich ist. Denn nicht selten entpuppen sich Werbeversprechen als reines Greenwashing.
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